Travers und Renvers
Definition
Das Travers wird im Westernbereich gerne als Kruppeherein bezeichnet und erzeugt damit ein wesentlich klareres Bild im Kopf des Reiters wie ich finde. Die Konterlektion, das
sog. Renvers, kann man insoweit dann auch als Kruppeheraus bezeichnen.
Die FN verlangt das Travers wie in der Zeichnung dargestellt auf vier Hufspuren. Jedes Bein läuft also auf einer eigenen Spur, die Vorhand z.B. auf dem ersten Hufschlag und die Hinterhand auf dem
zweiten (Abstellungswinkel ca. 30 Grad). Andere Reitlehren halten es hingegen auf drei Spuren für korrekt. Außerdem gibt es Reiter, die das Travers und das Kruppeherein nicht gleichsetzen; sie
unterscheiden zwischen dem Travers auf vier Hufschlägen und dem Kruppeherein auf drei.
Für mich sind Travers und Kruppeherein aber dasselbe und mit welcher Abstellung es geritten werden sollte, hängt individuell vom jeweiligen Pferd ab und sollte im täglichen Training nicht
pauschal vorgegeben werden.
Was ist Travers/Renvers aber nun genau?
Beim Travers sind wir beim ersten Seitengang angelangt, bei dem das Pferd in die Bewegungsrichtung gestellt und gebogen ist während es sich vorwärts-seitwärts bewegt. Vorder- und Hinterbeine
kreuzen mehr oder weniger stark.
Auf der Zeichnung seht ihr ein Travers auf dem linken Hufschlag, weshalb ich die Bande rechts vom Pferd eingezeichnet habe. Das Pferd läuft also mit der Vorhand auf dem Hufschlag und mit der
Kruppe nach innen versetzt. Ich könnte nun dasselbe Bild vom Pferd nehmen und müsste lediglich die Hallenbande auf die andere Seite zeichnen und schon hätten wir ein Renvers. Dabei läuft das
Pferd also mit der Vorhand auf dem zweiten Hufschlag und die Kruppe nach außen zur Bande versetzt.
Travers/Renvers kann in allen drei Gangarten geritten werden, allerdings sollte es stets versammelt geritten werden. Zudem kann es nicht nur auf geraden, sondern auch auf gebogenen Linien
geritten werden, was die Effektivität noch erhöht.
Wirkung und Gefahren
Das Travers/Renvers aktiviert und kräftigt die Hinterhand, insbesondere das innere Hinterbein, weil über dieses bei der Seitwärtsbewegung das Gewicht befördert wird
und es so verstärkt tragen muss.
Es fördert zudem die Hankenbeugung und somit die Tragkraft. Es lässt auch die innere Schulter leichter werden und fördert die Versammlungsfähigkeit. Es ist sowohl eine lösende, als auch eine
versammelnde und einfach sehr gut gymnastizierende Übung. Durch diese Lektion bekommt man ein mobileres, geschmeidiges und durchlässiges Pferd mit mehr Schwung und Elastizität.
Wer ein Travers/Renvers reiten möchte, sollte aber immer zunächst das Schulterherein sicher beherrschen. Denn ansonsten kann es leider passieren, dass wir dem Pferd lediglich beibringen mit der
Kruppe der ungeliebten Lastaufnahme in anderen Übungen durch das eigenständige verschieben der immer flexibler werdenden Kruppe zielsicher auszuweichen. Pferde die das gelernt haben bezeichne ich
gerne als Aale; diese sind unter einem nämlich kaum noch gerade zu halten.
Außerdem gehört für mich das Schulterherein vor das Travers, da die durch das Schulterherein gewonnene Schulterfreiheit dem Pferd hilft das Travers auszuführen. Ohne genug Schulterfreiheit ist es
dem Pferd kaum möglich das äußere Vorderbein seitwärts vor das Innere zu setzen. Ein Pferd, das hingegen ein wirklich gutes Schulterherein gehen kann, hat mit dem Erlernen des Travers meist viel
weniger Probleme.
Den meisten Pferden fällt das Travers allerdings zunächst trotzdem noch schwerer als das Schulterherein. Das liegt einfach daran, dass beim Schulterherein das innere Hinterbein verstärkt
untertritt, während es beim Travers das Äußere ist. Dies erfordert eine viel stärkere Dehnung vom Pferd was zunächst natürlich schwer fällt.
Weil es vielen Pferden leichter fällt mit dem äußeren Hinterbein zu schieben statt mit dem Inneren zu tragen, sollte das Pferd auf der hohlen Seite nie zu stark abgestellt werden, da das diesen
Effekt eher verstärken würde (das innere Hinterbein führen wir schließlich bereits am Schwerpunkt vorbei in dieser Lektion). Oft ist es sogar sinnvoll, diese Übung auf der hohlen Seite erstmal
gar nicht zu reiten.
Die Hilfengebung
Innerer Zügel und innerer Schenkel (am Gurt) sorgen für Stellung und Biegung. Zudem ist der innere Schenkel wenn nötig auch für den Erhalt des Vorwärts
verantwortlich. Der äußere Schenkel bringt eine Handbreit hinterm Gurt die Hinterhand nach innen und liegt dann verwahrend dort an. Der äußere Zügel begrenzt die Schulter und wenn nötig pariert
er auch oder hilft mal kurz durch leicht federnde Aufwärtsbewegungen beim Aufrichten.
Ziel ist, dass innerer Schenkel und äußerer Zügel die vorherrschenden Hilfen werden, indem der innere Schenkel biegt und der äußere Zügel führt.
Das Gewicht soll in die Bewegungsrichtung gehen, doch wie bei allen Seitengängen gilt da für mich: die Gewichtshilfe ergibt sich aus dem korrekten Sitz automatisch und sollte nicht zu sehr
fokussiert oder beeinflusst werden. Wenn Schultern und Hüfte des Reiters mit Schulter und Hüfte des Pferdes übereinstimmen reicht das meist völlig aus.
Probleme lösen
Hat euer Pferd Probleme das Travers überhaupt auszuführen und fühlt es sich oben drauf eher an als würdet ihr bergab und nicht bergauf reiten, hängt euer Pferd noch zu
sehr auf der Vorhand. Dann solltet ihr zurück zum Schulterherein gehen und dieses nochmal überprüfen.
Sollte euer Pferd insoweit eher Probleme haben das Travers nach links zu gehen, solltet ihr das Schulterherein auf der rechten Hand fokussieren um sicherzustellen, dass das rechte Vorderbein
beweglich genug ist um über das linke Bein nach links zu treten. Umgekehrt gilt das natürlich entsprechend.
Zum Erarbeiten der Lektion bietet es sich an, diese aus einer Ecke oder einer Volte einzuleiten, weil dann bereits die korrekte Längsbiegung im Pferd ist und der Abschluss einer jeden Volte
bereits ein kurzes Travers beinhaltet.
Macht sich euer Pferd hingegen gerne direkt zu hohl, also überbiegt sich eher, kann die Einleitung des Travers aus dem Konterschulterherein sinnvoll sein. Hier sind Vorhand und Hinterhand schon
in passender Position und es muss nur noch umgestellt und umgebogen werden.
Hilfreich ist zudem stets das Überwachen der jeweils äußeren Schulter durch eine ganz leichte Idee von Schultervor im Kopf des Reiters. Dies hilft ein Ausbrechen über diese Schulter zu verhindern
und auch ein Überholen der Hinterhand zu unterbinden, also eine zu starke Abstellung mit der das Pferd versucht der anstrengenden Lastaufnahme zu entgehen. Es kreuzt dann nämlich vielmehr als es
nach vorne ausgreift. Sollte euch das trotzdem passieren hilft es, den inneren Zügel (der eigentlich nur stellt, die Biegung unterstützt und wieder nachgibt) kurz in Bewegungsrichtung zu öffnen
um die Vorhand wieder mehr vorzuführen.
Habt ihr hingegen das Problem, dass sich die Hinterhand nicht seitwärts bewegen will, kann es helfen mit der Gerte hinter dem Schenkel leicht zu touchieren und die äußere Zügelhand kurz etwas
nach außen zu öffnen.
Verwirft sich das Pferd oder fällt ein Hinterbein aus, richtet das Pferd lieber wieder gerade, reitet kurz vorwärts und startet neu. Denkt immer daran, dass weniger hier mehr ist, also
lieber ein paar korrekte und flüssig ausgeführte Tritte, als viele und dafür verspannte Schritte.
Überprüft bei Problemen auch immer euren Sitz. Sind eure Schultern noch auf gleicher Höhe oder knickt ihr ein? Sind eure Beine noch lang oder habt ihr eins hochgezogen? Sind beide Hände noch auf
ihrer Seite des Mähnenkamms oder habt ihr diese Grenze versehentlich überschritten? Arbeiten die Hände beim Einwirken wenn nach oben oder fälschlicher Weise nach hinten?
Wird der Seitengang zudem plötzlich in einer Einheit schlechter, obwohl er vorher gut funktioniert hat, habt ihr es wahrscheinlich übertrieben. Die Seitengänge sollten nur ein Teil der
Reiteinheit sein und diese nicht komplett dominieren. Denkt an genug Pausen und Abwechslung bei solch anstrengenden Lektionen.
Übungsideen
Ihr könnt das Travers/Renvers wie gesagt auf allen Linien reiten und sobald es an der Bande gut funktioniert, solltet ihr euch auch von dieser entfernen und euer Können
auf der Mittellinie, Zirkeln und Volten überprüfen.
Sollte dies alles funktionieren wird es Zeit mit den Seitengängen zu spielen, also zwischen ihnen hin und her zu wechseln, denn das macht erst richtig durchlässig und geschmeidig. Zudem fördert
es Koordination und Balance.
Hier gibt es dann verschiedenste Möglichkeit. Zum Beispiel kann man vom Travers ins Renvers und zurück wechseln oder aber vom Schulterherein ins Renvers und zurück bzw. vom Konterschulterherein
ins Travers und zurück. Diese Wechsel schulen auch wunderbar die präzise Hilfengebung durch den Reiter. Umso flüssiger ihr euren Sitz wechseln könnt, desto besser und feiner wird der Wechsel auch
dem Pferd gelingen.
Sollte euch so ein Wechsel noch schwer fallen kann man sich auch durch das Einbauen einer Volte helfen. Ihr beginnt hierzu z.B. aus der Ecke an der langen Seite entlang im Travers. Mitte der
langen Seite geht ihr dann in eine Volte und wechselt in dieser in eine Konterstellung um dann an der Bande ins komplette Renvers zu gehen.
Eine andere schöne Übung ist ein Zirkelvergrößern und -verkleinern in den Seitengängen. Das Verkleinern erfolgt dann zum Beispiel im Travers und das Vergrößern im Schulterherein.
Verkleinert ihr den Zirkel weit genug im Travers könnt ihr daraus dann auch sehr gut eine Pirouette entwickeln.
Der Renvers-Galopp hilft zudem insbesondere beim Außengalopp. Die leichte Renversstellung beizubehalten hilft einen unabsichtlichen Galoppwechsel zu vermeiden und kann so auch sehr gut bei der
Vorbereitung des tatsächlichen Wechsels genutzt werden. Im Wechsel selber kann man sich dann nämlich vorstellen von einem leichten Renvers ins leichte Travers zu gleiten.